Die Beilackierung - damit die Farbe passt...

Der sichere Weg zur unsichtbaren Lackreparatur?

           Licht & Schatten - Unifarben in Metamerie

Im Schatten und bei bedecktem Himmel ausgezeichnet - bei Sonnenlicht katastrophal! Die VW-Farbe LA5E - Maritimblau. Wurde per Farbmessung als bestpassende Variante ermittelt!!! Und passt im Sonnenlicht trotzdem nicht.


Es kann nur EINEN geben

   

Wenn Sie in meine zuvorigen Beiträge gelesen haben, wie „Farbtonunterschiede“ entstehen, welche Rolle die „Metamerie“ in Farbvergleichen spielt, was man vom allgemein gebräuchlichen Begriff „Originallack“ zu halten hat, was eine „Farbtonmessung“ zu leisten vermag und wo deren Grenzen liegt, dann haben Sie einen Überblick darüber bekommen, wie komplex das Thema Farbe überhaupt ist. Alle Erkenntnisse zusammengenommen und berücksichtigt ergibt sich zwangsläufig nur ein einziges verlässliches Verfahren, um Farbtonunterschiede in der Reparaturlackierung im Vergleich, unter jeder Beleuchtung wirkungsvoll und absolut zu vermeiden. Und das gilt keineswegs nur für Effektlacke, wie das Beispielfoto im Beitrag Farbunterschiede beim Uni-Farbton LA5E zeigt.


The Final Solution ist das „Beilackieren“

   

Beilackieren, wie es in Fachkreisen genannt wird, ist das weich auslaufende Einlackieren eines Farbtones in einen nicht beschädigten Lackbereich. Das EINZIG funktionierende Verfahren, welches nach der sorgfältigen Wahl der am besten zum Original passenden Farbvariante das i-Tüpfelchen in Perfektion setzt und eine absolut unsichtbare Lackreparatur ermöglicht. Ob nach dem weichen Ausblenden der Farbe das ganze Karosserieteil mit Klarlack überzogen wird oder nur ein Teil, ist abhängig von der zu reparierenden Schadengröße und seiner Lokalisation am Teil. Gängige Bezeichnungen am Markt sind Spotrepair, Spotlackierung, Express-Reparatur oder Rapid Repair. Alle meinen das Gleiche: Beilackieren!

Der Trick der Prozedur besteht im „Fading“, dem sanften, allmähligen Übergang der Reparaturfarbe in die Originallackierung. Unser Auge kann im fließend von neu zu alt (und umgekehrt) gleitenden Farbton keinen Unterschied ausmachen, obwohl der Rep-Lack-Farbton nicht 100% stimmt. Die Ausbesserung erscheint perfekt - von oben wie unten, und tausend weiteren Winkeln betrachtet. Kein Unterschied an der Tankstelle bei Leuchtstofflampenlicht, auch nicht in Morgen- oder Abenddämmerung, an wolkenverhangenen Tagen oder während die Mittagssonne scheint (Siehe auch den gesonderten Artikel zur Metamerie). Die Farbe passt IMMER - bei Übergabe an den Kunden und Jahre später, wenn Farbanteile durch Sonnenlichteinwirkung verlorengehen!!!


Wie geht das?

Grundsätzlich streben wir ein auslaufendes Spritzen des farbgebenden Materials im zu reparierenden Teil selbst an. Denn die Grundregel für eine tatsächlich unsichbare Reparatur bei Effektfarbtönen, aber auch bei einigen Uni-Colours ist:

Niemals - Basislack direkt bis an eine Karosserieteilkante!

Vor genau dieser Problematik steht der Lackierer aber bei Neuteilen, wo eigentlich der Farbton auf Kante lackiert werden müsste. Eine Art „Russisches Roulette" eröffnet sich hier für den Fachmann. Ein unwahrscheinlicher Glücksfall, wenn die Farbe später unter allen unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Betrachterwinkeln passend zur benachbarten Fläche aussieht. Der kritische Beschauer findet fast immer eine Abweichung! Das ist ein logischer, verfahrens- und materialbedingter Fakt, der sich nicht wegdiskutieren lässt.

Das notwendige Handeln auf dieses Grundwissen ist ein Einlackieren in die benachbarten Flächen! Angrenzenden Teile werden matt geschliffen, wobei ein Durchschleifen der Kanten unter keinen Umständen erfolgen darf. Der Reparaturfarbton wird vom Neuteil her nach außen auslaufend in die Nachbarteile beilackiert (ausgenebelt). Anschließend erfolgt der Klarlacküberzug auf alle bearbeiteten Flächen. Bei 1-Schichtlackierungen vorzugsweise das Bindemittel des 1-Schichtlackes selbst.

  Construction Site

Farbtöne ohne „Lebensraum“

   

Das weiche Ausnebeln eines Farbtones funktioniert nicht auf engsten Raum, auch wenn die TV-Sendung anderes verspricht. Und mit Airbrush-Pistolen schon gar nicht!

Der kritische Bereich bei einer solchen Reparatur ist nämlich der, wo die deckende nasse Reparaturstelle in die trockene Fläche übergeht, also der Randbereich einer Beilackierung. Dort richten sich die Effektpigmente anders aus als in der nass aufgetragenen Hauptreparaturstelle. Zu kleiner Ausnebelbereich ist vom Auge wieder gut auszumachen! Effektdifferenzen, kleinste Farbtonabweichungen und Rauigkeit werden plötzlich sichtbar. Deshalb:

Viel Platz bringt gute Ergebnisse

Erst mit großzügigem Ausfächern (Ausnebeln) der Übergangsbereiche bei niedrigem Spritzdruck erreicht der Lackierer die gewünschte, unsichtbare Reparatur.
Die Ausdehnung des Beilackierens kann dabei abhängig vom Farbton schwanken und in seiner Ausführung variieren. Bei schwierigen Silbertönen wird sogar in eine nasse, mit Basislackbindemittel vorgelegte Fläche einlackiert, um eben die o.g. negativen Aspekte zu umgehen.

  
 
            Türblech Beilackierung

Im oberen Teil der Abb. des Türbleches erkennen Sie zwei Varianten des BMW-Farbtones 252, so wie die Modelle auch ab Werk kommen könnten. Ein Farbtonunterschied ist mittig gut zu erkennen. Im unteren Teil der Türfläche wurde der dunklere linke Farbton fließend in die hellere linke Seite ein- oder beilackiert. Der Beweis, dass man sogar mit einer nicht ganz passenden Farbe akzeptable Resultate erreichen kann!


Unerwartete Probleme

   

Auch erfahrenen Lackierer-Hasen gelingt nicht immer alles. Der Klarlack macht sichtbar, was vorher noch so recht gut ausschaute. Da sind auf einmal Wolken in der Fläche, der Füllerfleck schimmert von der Seite gesehen und im Sonnenlicht immer noch durch. Und - es kann noch schlimmer kommen.

Der Klarlacküberzug
Nämlich dann, wenn das Abdeckpapier entfernt wird. Nanu! Dort, wo NUR Klarlack gespritzt wurde, stimmt die Farbe zum nicht lackierten Teil plötzlich auch nicht mehr!
Ursache ist eine zweite, zu dicke Klarlackschicht über der ersten (Altlackierung). Damit verändert sich die Lichtbrechung, welche sich am augenscheinlichsten in einem schrägen Betrachterwinkel bemerkbar macht. Ganz empfänglich sind helle Basislacke für dieses Phänomen. Deshalb: den letzten Bereich (wenigsten 20-25 cm) zum nicht lackierten Nachbarteil hin möglichst dünn mit Klarlack (1 Gang) abdecken.

Die Ausnebelzone
Der Übergang vom Nassen ins Trockene. Hierzu muss man wissen, dass eine makellose Effect-Appearance nur auf durch das homogene, gleichmäßige Ausrichten der Effektpigmente beruht.  Bei vorrangig hellen Farbtönen, insbesonders, wenn sie grobe Metallpartikel enthalten, kann es zum Aufstellen der Pigmente und somit zum störenden Anblick der Übergangszone kommen. Die Vermeidung solcher Komplikationen erfordert zwei Spritzpistolen oder eine mit zwei Wechselbechern, den einen befüllt mit einem in der Viskosität verringerten Basislack-Binder, den anderen mit dem Basecoat selbst. Der Binder wird als transparente Schicht über den Ausnebelbereich hinweg vorgelegt. Das ist meistens dreiviertel Fläche der angrenzenden Teile. Der Effektlack wird unverzüglich in die nun nassen, farblosen Bereiche eingespritzt.

Selbst ist der Mann

   

Zuerst hört sich der Preis fürs Lackieren in einer Werkstatt immer viel zu überzogen an. Auch wenn alles hier Aufgeführte „easy“ erscheint: Das Risiko einer Do-It-Yourself-Lackierung tragen immer nur Sie! Wenn IHNEN was nicht gelingt, dann bedeutet das erneute Aufwendung von Zeit und Geld. Beim Zweimalmachen sind Sie dann aber schnell dem Preis eines Fachmannes nahe gerückt. Und wie schnell wird aus zweimal dreimal?


            Uni-Töne als Problemfarben? Ist das möglich? Die Antwort finden Sie hier...

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