Auskreiden speziell roter Farbtöne

Warum sind manche hellrote Autos so matt?

Eine oft gestellte, aber selten beantwortete Frage, die zwar vorwiegend, aber nicht ausschließlich für rote Farbtöne zutrifft. Ein altes Thema, was vielleicht jeder schon mal gesehen hat. Bei einigen älteren Fahrzeugen sehen vorwiegend horizontale Flächen, wie z.B. Dächer, Motorhauben, Kofferdeckel und die oberen Seiten von Türen und Kotflügel erschreckend matt aus.

„principalis causa“ ist das Lackierverfahren
Richtig matt und auskreidend werden eigentlich nur Lackierungen, insbesondere hellrote, welche als 1-Schichtlackierung aufgebracht wurden, d.h. OHNE schützenden Klarlacküberzug.
Die hauptsächliche Ursache, welche letztendlich zum Problem des Auskreidens führt, ist simpel und logisch zu verstehen. Bei einer 1-Schichtlackierung liegt das Farbpigment, zwar eingebettet in dem es umgebenen Bindemittel (z.B. Acryl), aber total an der Oberfläche und ist somit allen Witterungseinflüssen unmittelbar ausgesetzt. Licht, insbesondere dessen UV-Wellen, führen in Verbindung mit bestimmten roten Pigmenten zu einem Verfall des diese Farbteilchen umgebenen Bindemittels. Die roten Pigmente werden mehr und mehr freigelegt und durch die Oberflächenvergrößerung nehmen wir ein Mattwerden war. Unterstützt wird dieser degenerative Prozess aber auch durch Wind, Temperaturschwankungen und sauren Regen.
Hingegen schützt bei einer 2-Schichtlackierung der Klarlack das darunter im Basislackbindemittel eingelagerte Farbpigment vor all diesen Einflüssen mehr oder minder zuverlässig.
  Matt-Rot


Lackhersteller schweigen

Bleibt also nur die eigene Erfahrung und Beobachtungsgabe. Studiert man alte Farbmustertabellen, fällt auf: Es gibt unter den Mischfarben rote Toner, die dürfen nicht mit z.B. mehr als 20% Mischweiß abgetönt werden, weil sie ab diesem Mix nicht mehr lichtstabil sind. Das bedeutet, solch eine Mischung verliert unter normaler Bewitterung sehr schnell sein Farbaussehen bis hin zum Zerfall der Pigmente und des Bindemittels, sodass die oberste Schicht abwischbar wie Kreide wird.

Ein weiterer Grund: Es hat sich in den letzten Jahrzehnten erhebliches in der Mischfarbentwicklung getan. Aus gesetzlich geforderten umwelt- und gesundheitsgefährdenden Gründen gibt es kaum noch schwermetallhaltige Materialien für die Fahrzeuglackierung. So gesundheitsgefährdend (bei ungenügendem Arbeitsschutz!) die früheren, bleihaltigen Farben auch waren, hatten sie doch so manche Vorteile. Die sich teilweise gar nicht oder nur schwer mit neuen Ersatz-Pigmenten nachstellen lassen. Ich denke da nur an den unübertroffenen Rostschutz der einstigen Bleimennige oder der Elastizität von bleiweißhaltigen Fensterfarben, aber auch an Leuchtkraft, Deckfähigkeit und Lichtbeständigkeit von orangen und roten Farbtönen.


Was ist zu tun?

 

Rot-Matt
Lackierungsart feststellen

Um welche Art der Lackierung es sich bei Ihrem Fahrzeug handelt, können Sie leicht mit einem Poliertest ermitteln: verfärbt sich das Poliertuch in Wagenfarbe (Bitte unterscheiden – Schmutz ist keine Wagenfarbe!), dann handelt es sich um eine 1-Schicht-Lackierung. Das bedeutet, dass die oberste Schicht Ihrer Lackierung aus einem Bindemittel-Farbpigmente-Gemisch besteht.

Bei älteren Fahrzeugen ist eine 1-Schichtlackierung nicht ungewöhnlich, die meisten Unifarben wurden so gespritzt. Beim "Auskreiden"-Problem kommt es nicht unbedingt darauf an, ob es sich um einen Kunstharz- oder einen 2-Komponentenlack (Stammfarbe + Härter) handelt. Zwar ist ein Zweikomponenten-Acryl- oder -Polyurethanbinder stabiler als ein durch Oxidation trocknendes Alkydharz, trotzdem treffen die Erscheinungen des Mattwerdens und Auskreidens auf beide Lackarten gewissermaßen gleich zu, besonders häufig anzutreffen bei hellen Rottönen.

 
In so etlichen Fernsehsendungen werden dem unwissenden TV-Zuschauer „Solutions“ mit Wunderprodukten vorgeführt:    

Hochglanz in Minutenschnelle!
Vorgeführt ist auch der, der's glaubt! Was verschwiegen wird: Wie lange hält der neu erreichte Glanz eigentlich an? Zwei Tage? Eine Woche oder gar einen Monat?


Funktionierende Möglichkeiten

   
Variante A - kostengünstiger, aber nicht dauerhaft

Vergessen jegliches angepriesene Miracle-Produkt und auch die sogenannten farbigen Color Magic-Polituren. „Magic“ ist hier gar nichts. Wenn überhaupt, dann nur von kurzer Dauer. Und wenn Sie nicht alle schwarzen Gummi- und Kunststoffteile vorher säuberlich abkleben, sieht Ihr Gefährt hinterher fast schlimmer als vorher aus.
Wir benutzen so was nie – auch nicht für Kratzer!

Krempeln Sie sich die Hemdärmel hoch, denn: Ohne Fleiß kein' Preis! Zunächst muss nämlich die abgewitterte Schicht mit einer schleifmittelhaltigen Polierpaste für verwitterte Lacke abgetragen werden. Bei aller Achtung vor Ihren Muskelpaketen: schneller und etwas kraftentlastender kommen Sie bei großen Flächen mit einer Poliermaschine voran. Lammfellteller drauf und los geht's! Wenn Sie nun die Schinderei hinter sich haben, dann sind Sie aber noch nicht ganz fertig. Jetzt müssen Sie das freigelegte schöne Lackkleid Ihres Fahrzeuges versiegeln, sonst sieht es nach paar Wochen wieder genauso aus wie zuvor. Das ist wie mit dem Händewaschen – zuerst die Reinigung und dann die Hautpflege – das Eincremen.
Als „Créme“ würden wir Ihnen nach unseren letzten Studien die Karbon/Teflon-Langzeitversiegelung „Liquid Glass Legend®“ empfehlen. Mindestens sechs Schichten auftragen. Aus Sicherheit eher mehr. denn es hat sich gezeigt, dass ein- bis zweimalige Abdeckungen alsbald unwirksam sind.

P.S. Manchmal ist aber schon beim Aufpolieren zu bemerken, dass eine fleckenfreie Fläche nicht wirklich zu erreichen ist. Dann bleibt nur die
Variante B - preisintensiver, aber für immer

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, greift etwas tiefer ins Portemonnaie und lässt sein (nach der Göttergattin) zweitliebstes Stück neu beschichten, und zwar mit einer 2-Schicht-Lackierung. Der farbige Basislack wird nach einer Zwischentrocknung mit einem widerstandsfähigen und UV-Licht-beständigen 2K-Acrylklarlack überzogen, der die darunterliegenden Farbpigmente versiegelt und auf unbegrenzte Dauer schützt.

  

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