Matt-Lackierungen - Aufkärung dringend erforderlich!
Matte Lackierungen (nicht zu verwechseln mit UNI-Lackierungen) an Fahrzeugen kamen in den letzten Jahren in Mode. Ohne Frage sehen seidenglänzende bis matte Oberflächen sehr chic und edel aus. Und im Wohnbereich erscheinen diese ohnehin viel ästhetischer als speckiger Hochglanz. Der Haken an der Sache ist die etwas höhere Empfindlichkeit gegenüber Glanzbeschichtungen und --- die Reparatur. |
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Wie entsteht Mattglanz? |
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Nun, die Geschichte der Lackherstellung zeigt da verschiedene Verfahren auf. Die einfachste ist die Zugabe von Füllstoffen, z.B. Talkum, die zu einer Abmagerung (Verminderung) des glänzenden Bindemittelanteiles führt und folglich seidenglänzende bis matte Oberflächen erzeugt. Leider sinkt dabei auch Wetterbeständigkeit. |
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Erste Ernüchterung nach dem Kauf |
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Problematik bei Schrämmchen und Kratzern
Was im Show Room des Autohauses bei optimaler Beleuchtung und im Zustand der „unbefleckten Jungfräulichkeit“ des Lackkleides die Begierde des Käufers weckte, wir schon bald im Alltagsgebrauch der Alptraum des Besitzers. Handschweiß und Insekten hinterlassen hässliche Fettflecke. Was im Glanzklarlack mit Schleifen und Aufpolieren möglich ist, verbietet sich beim Mattlack. Nix da mit Ausschleifen und Polieren feinster Schrammen und Kratzer oder Fingernagelspuren in den Griffmulden, geschweige denn von etwas tieferen Kratzern. Das übergangsfreie „Mattpolieren“ ist leider noch nicht erfunden worden und auch ein Scotch Brite oder Schleifpad verschlimmert statt verbessert die Sachlage. |
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Der Tag des bösen Erwachens |
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kommt, wenn eine Lackreparatur ansteht. Nach dem Motto einer Zigarettenwerbung aus dem Jahre 1966, die besagte, dass es „schon immer etwas teurer war, einen besonderen Geschmack zu haben“, werden Ihnen als Kunde die Augen geöffnet und Sie zur Kasse gebeten. Vergessen Sie ein Anspritzen, Beilackieren, Spot- oder Smart-Repair? Nicht möglich! Bis hierhin gehe ich analog zum ADAC-Artikel. Aber meine nunmehr 47-jährige Erfahrung im Fachgebiet Lackieren, begleitet von unzähligen Experimenten und Erkenntnissen, geht jedoch noch einen Schritt weiter. Es ist nicht nur notwendig, das komplette beschädigte Teil zu lackieren, nein, der Weg zur „unsichtbaren Reparatur“ erfordert automatisch das Lackieren ganzer Partien |
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Die Mattlackierung - Nightmare des Lackierers |
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Viele Faktoren haben Einfluss auf das optische Aussehen und den Glanzgrad eines Mattlackes. Dann steht er da, der Reparaturlackierer – mit einer Anzahl von Problemen fertigzuwerden.
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Für den Lackierer ist Mattlackspritzen ein Roulette-Spiel. Auch wenn er peinlichst genau nach den Verarbeitungsrichtlinien und technischen Merkblättern den Mattlack einstellt und appliziert, kann das fertige Ergebnis erschreckend anders aussehen als geplant und auf evtl. verfügbaren Musterblechen des Lackherstellers vorgegeben. Während des Spritzvorganges und unmittelbar danach glänzt das aufgebrachte Material wie ein normaler Lack, es ist ja noch nass! Erfolg oder Misere wird leider erst dann sichtbar, wenn es nicht mehr änderbar ist – nach der Trocknung! So wie auf nebenstehendem Bild könnte auch Ihr Auto nach einer Reparaturlackierung aussehen, wenn nur ein Teil der Seite nachlackiert wurde.... Hilfestellung bietet unser Lackhersteller in Form von drei der Fahrzeugmarke und Farbton empfohlenen Matt-Mischungen des Klarlacks an. Bedeutet drei Musterbleche vorab spritzen und hoffen, dass die Beschichtung auf dem Auto später genauso ausschaut wie eins der gewählten kleinen Spritzmuster. |
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Something the world don't need |
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Mattlackierungen an Fahrzeugen sind wahrhaftig „Dinge, welche die Welt nicht braucht“! Notwendig sind sie einzigallein für einige Autohersteller, die meinen, damit eine neue Absatzlücke zu füllen. Und für Mitbürger, die auf diese Masche reinfallen. Der höhere Aufwand an Probespritzungen, das materialintensivere, notwendige Lackieren ganzer Partien am Fahrzeug und nicht zu letzt die Gefahr, bei Misserfolg zwei- oder gar dreimal zu lackieren ist alles andere als resourcenschonend und umweltfreundlich. Wer dennoch ob des unikaten Looks bereit ist, für eine Reparaturlackierung tiefer in die Tasche zu greifen und auf Umwelt zu pfeifen, für den muss das alles keine Rolle spielen. Extravaganz hat eben seinen Preis! Der auch bei Versicherungsprämien in die Höhe schnellen könnte und langfristig mit Sicherheit auf uns alle umgelegt wird. |
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Es geht immer auch noch etwas komplizierter... |
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2016 Februar: Der Wahnwitz der auf Verkaufssteigerung fokussierten Fahrzeughersteller geht weiter. Das Februar-Heft des FML (Fahrzeug- und Metall-Lackierers) beschreibt einen neuen Matteffektlack, den Peugeot 2015 unter den Namen EWW Ice Silver und EJD Ice Grey für seine 208-er Modelle herausbrachte. NEU dabei ist, dass die Optik der Oberfläche nun nicht nur matt, sondern auch strukturiert ist. Zufällig war ich zu einem Cromax-Seminar im gleichen Zeitraum geladen. Dort wurden diese Farbtöne ebenfalls angesprochen. Eine Reparaturlackierung - äußerst schwierig, einzelne Teile im gleichen Effekt hinzubekommen wie die Werkslackierung - aussichtslos! Der Reparaturleitfaden, den die FML erwähnt, dürfte derzeitig (03/2016) nur auf einer vorläufigen Reparaturempfehlung hinauslaufen, so wie wir ihn als werksinterne Anleitung vom CROMAX haben (Standox, Spies Hecker wie auch CROMAX gehören dem gleichen Mutterunternehmen Axalta). Glücklicherweise wurde diese Art der Beschichtung schnell wieder fallengelassen. Leider ist das Thema auch 2017 noch nicht vom Tisch. Während ja matt-schwarze und -silbergraue Karossen zweifellos recht chic ausschauen, warten einige Fahrzeughersteller mit Buntfarben in matt auf. Ich weiß nicht, wie es Ihnen dabei ergeht? Lackierer denken beim Anblick mattbunter Autos sofort: „Gefüllert!“, also an ein noch nicht fertig lackiertes Fahrzeug, in getöntem Füller zum Decklack vorgespritzt (Siehe Foto-Collage weiter oben!). |
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Die Folienbeklebung als Alternative |
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Wer trotzdem nicht auf Mattlack verzichten will, dem sei hier die Folienbeklebung empfohlen. Hochleistungsfolien von renomierten Marken, wie beispielsweise 3M, stehen auf Grund ihrer industriellen Herstellung und allzeit kontinuierlichen Materialzusammensetzungen für einen recht gut gleichbleibenden Mattglanzgrad und Farbton. Schwankungen von Produktionscharge zu Produktionscharge machen sich hier weit weniger bemerkbar, als es bei flüssig applizierten Reparaturlacken variierender Verarbeiter plus differenzierende Lackanbieter der Fall ist. Natürlich unterliegen auch Folien einem gewissen Alterungsprozess in Verbindung mit UV-Licht der Sonne und mechanischen Beanspruchungen, das soll hier nicht verschwiegen werden. Absolutes ist wahrscheinlich niemals erreichbar, eine akzeptable Lösung schon eher! Und – letzten Endes ist die „Folienbeklebung“ wesentlich preiswerter als eine Lackierung!!! |
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- Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 30. September 2025 04:30
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